Die Ausrichtung der Caller-Schulung

(Eine Minderheiten-Meinung)

von Dick Leger (+)

Die Schulung der Caller ist heute nach meiner Meinung der wichtigste Gesichtspunkt der Square Dance Bewegung für ihren Bestand in der Zukunft. Dieser Caller hat das Gefühl, daß zuviel Schulung in die falsche Richtung ging. Den wichtigsten Teil der Schulung gibt es überhaupt nicht!

Die Kunst des Callens erfordert viel mehr Schulung im Bereich der Musik als wir Leiter geben. Der Kern alles Callens sollte mit der Musik beginnen, damit die Basics getanzt werden können und man sich nicht bloß mit einer Zufallstreffer-Methode durchwurstelt. Methoden des Callens wie Sight Calling, Mental Image, oder Kombinationen daraus, oder auswendig Lernen, sind bloß das ... Methoden. Aufstellungen wie Box 1-4, 1P2P Lines, Twofaced Lines, usw., sind bloß das ... Aufstellungen, und haben nichts mit der Kunst des Callens zu tun. Mißversteht mich nicht. Das sind wichtige Dinge, die man herausfinden und vielleicht eines Tages benutzen sollte, aber die wirkliche Frage, wie man callen soll, bezieht sich auf die Musik und ihre Beziehung zur Choreographie.

Wo setzen wir den aktuellen Call in die Musik, so daß wir den Tänzern nicht zu weit vorauseilen oder sie warten lassen? Das ist der Kern der Sache, und das wurde vernachlässigt. Heutzutage ist es in unserer Bewegung viel einfacher, den leichten Weg der Caller-Schulung zu nehmen, indem man ihnen beibringt, WAS sie callen sollen, anstatt WIE sie richtig callen sollen. Die Wichtigkeit der Musik wurde übersehen und in den Hintergrund geschoben, so daß sie den Caller nicht "behindert".

Habt ihr euch je gefragt, warum dieser Punkt vernachlässigt wurde? Ich rate, darüber ernsthaft nachzudenken, bevor Square Dance zu einer anderen Aktivität wird, die als Square Spiele im Rätsellösen bekannt ist. Denkt daran, Tanzen braucht Musik, damit die Füße im Rhythmus bewegt werden können. Musik ist der einzige gemeinsame Nenner zwischen den Tänzern und dem Caller. Jeder Tanz erfordert Bewegung von dem ersten Taktschlag einer Phrase bis zum zum Ende, sei es Foxtrott, Walzer, Round Dance, Contra Dance, Rhumba, usw.. Wenn alles Tanzen mit dem Taktschlag nach der Einleitung beginnt, warum soll Square Dancing von diesem Gefühl ausgeschlossen sein? Warum soll Square Dancing ausgeschlossen sein von einem Format, das für alle anderen Tänze gilt? Warum soll Square Dancing unter Zufallstreffer-Methoden leiden? Wir sollten einige dieser Fragen beantworten, sonst müssen wir Leuten, die etwas von Tanzen verstehen, zu erklären versuchen, daß Square Dancing gar kein Tanzen in ihrem Sinne ist, sondern daß wir lediglich mit Leuten in verschiedenen Aufstellungen spielen. Wir sollten aber im Gegenteil darauf stolz sein, daß es Tanzen ist, und sollten dafür sorgen, daß es getanzt werden kann, und zwar richtig.

Wir haben von fast allen unseren Leitern gehört, daß mehr Wert auf geschmeidigeres Tanzen gelegt werden sollte. Das ist unmöglich ohne geschmeidigeres Callen. Beides geht nicht ohne den richtigen Gebrauch der Musik! Wir müssen uns verpflichten, Musik wieder in den Vordergrund zu bringen, und unsere zukünftigen Caller darin ausbilden, zur Musik zu callen. Musik ist der Schlüssel hierfür, so wie sie der Schlüssel zu allem Tanzen ist. Es ist vielleicht schwerer, mit der Musik zu callen, aber es ist der richtige Weg. Der richtige Weg ist meistens der schwierigere, und Square Dancing und Callen ist hierin keine Ausnahme. Es ist meine persönliche Meinung, daß wir bald harte Entscheidungen treffen müssen. Wir können uns zur Musik wenden (wörtlich), oder wir können den gegenwärtigen Zustand beibehalten. Die eine Entscheidung ermöglicht uns, die Wirklichkeit zu erkennen und die Struktur unseres Tanzens abzusichern, bei der anderen treiben wir in Ebbe und Flut hin und her. Ich jedenfalls möchte bekannt bleiben als jemand, der alles ihm Möglich tat, um die Zukunft des Square Dance zu sichern; nicht notwendigerweise, wie er jetzt ist, sondern wie er sein könnte! Wir haben die Leiter und die Organisation, um diese Aufgabe anzupacken, aber haben wir den Mut?

Dieser Artikel erschien zuerst in American Dance Circle, der Zeitschrift der Lloyd Shaw Stiftung.
Übersetzt von Heiner Fischle und wiedergegeben mit Genehmigung des Autors.


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Veröffentlicht 2002-12-26   /   Heiner Fischle, Hannover