Die 24. Histori sagt,
wie Ulenspiegel des Künigs von Poln Schalknarren mit grober Schalkheit uberwand

Bei den Zeiten des hochgeborenen Fürsten Casimiri, Künig zu Poln, bei dem war ein Abenteurer, der war gar seltsämer Schwänk und Gauklerei und kunnt uff der Fiedelen wohl. Also kam Ulenspiegel auch in Poln zu dem Künig, und der Künig hätt auch viel von Ulenspiegel hören sagen, und war ihm ein lieber Gast, und hätt ihn und sein Abenteur vor lang gern gesehen und gehört, auch so hätt er seinen Spielmann ganz lieb. Also kam Ulenspiegel und sein Narr zesammen. Da war es, als man sagt, zween Narren in eim Hus, die tun selten gut. Des Künigs Schalksnarr wollt Ulenspiegel nit leiden, und Ulenspiegel wollt sich auch nit verweisen lassen. Das markte nun der Künig und ließ sie beid fordern in seinen Saal. „Nun, wohlan“, sprach er, „welcher die abentürlichste Narri tut, das ihm der ander nit nachtut, den will ich nüw kleiden und will ihm zwänzig Gulden darzu geben, und das soll jetz geschehen.“ Also die zween schickten sich zu der Torheit und trieben viel Affenspiel mit krummen Mülern und seltsams Reden, und was einer für den andern erdenken kunnt, und was des Künigs Narr tät, das tät ihm Ulenspiegel alls nach, und was Ulnspiegel tät, das tät ihm derselbe Narr auch nach. Der Künig lacht und all sein Ritterschaft, und sahen mancherlei Abentür. Ulnspiegel gedacht auch, 20 Gulden und ein nüw Kleid, das wär fast gut, ich will darum tun, was ich sunst ungern tät, und sah wohl, was des Künigs Meinung war, und daß es ihm gleich gült, welcher unter ihnen den Preis gewinn. Also ging Ulnspiegel mitten in den Saal und hub sich hinten uff und scheiß ein Huffen mitten in den Saal und nahm ein Löffel und teilet den Dreck recht mitten entzwei und ruft dem andern und sprach: „Narr, kumm her und tu mir die Leckerei auch nach, als ich dir vor will tun“, und nahm den Löffel und faßte den halben Dreck darin und ißt den uff und bote den Löffel dem Schalksnarren und sprach: „Seh hin, iß du das ander halb Teil, und darnach so mach auch du ein Haufen und teil den auch voneinander, so will ich dir auch nachessen.“ Da sprach der Narr des Künigs: „Narr, nein, nit also, das tü dir der Tüfel nach, sollt ich all mein Lebtrag nacken gohn, ich iß von dir oder von mir nit also.“ Also gewann Ulenspiegel die Meisterschaft von der Büberei, und der Künig gab ihm das nüw Kleid und die 20 Gulden, und reit Ulenspiegel hinweg und bracht von dem Künig das Lob darvon.

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