Die 47. Histori sagt,
wie Ulenspiegel zu Einbeck ein Brüwerknecht ward und einen Hund, der Hopf hieß, für Hopfen sott.

Zutätig macht sich Ulenspiegel wieder in sein Arbeit. Uff ein Zeit, als man nun sein mit den Pflumen zu Einbeck, die er beschissen hätt, vergessen hätt, kam er wieder gen Einbeck und verdingt sich zu einem Bierbrüwer. Es begab sich, daß der Brüwer zu einer Hochzeit wollt, und befahl Ulenspiegeln, er sollt mit der Magd Bier brüwen, so best er kunnt, uff dem Nachtage wollt er zu Hilf kummen. Und vor allen Dingen sollte er Fleiß tun und den Hopfen wohl sieden, uff daß das Bier scharpf davon schmecken würd, daß er das verkaufen kunnt. Ulenspiegel sagt ja, er wollt das best tun. Mit dem ging der Bruwer mit seiner Husfrauen zu der Türen us. Ulenspiegel begunnt fast zu sieden, die Magd unterweist ihn, dann sie mehr Verstands hätt daruff dann er. Da es nun kam, daß man den Hopfen sieden sollt, sprach die Magd: „Ach Lieber, den Hopfen sieden tust du wohl allein, vergunn mir, daß ich ein Stund gohn mag und den Tanz besehen.“ Ulenspiegel sagt ja und gedacht, gaht die Magd auch hinweg, so hast du einer Schalkheit Macht. Was willt du nun diesem Brüwer für ein Schalkheit tu? Nun hätt der Brüwer ein großen Hund, der hieß Hopf, den nahm er, als das Wasser heiß ward, und warf ihn darin und ließ ihn wohl versieden, daß ihm Hut und Haar abging und das Fleisch aller Ding von den Beinen fiel. Als nun die Magd bedacht, daß wieder Zeit wär, heimzugohn, der Hopf sollt nun genug haben, da kam sie und wollt Ulenspiegeln zu Hilf kummen, da sagt sie: „Sieh, mein lieber Bruder, das hat genug, schlag ab.“ Als sie nun den Seihkorb fürschlügen und begunnten ein Schüffen nach dem andern inschlagen, da sagt die Magd: „Hast du auch Hopfen darin geton, ich vernimm noch nit in meiner Schuffen.“ Ulenspiegel sagt: „Uff dem Grund würst du den finden.“ Die Magd fischet darnach und uberkam das Reff uff der Schuffen und begunnt lut schrien: „Ei behüt mich Gott, was hast du darin geton, der Henker trink das Bier.“ Ulenspiegel sagt: „Als mich unser Bruwer hat geheißen, das hab ich darin geton. Und ist anders nit dann Hopf, unser Hund.“ Indem kam der Bruwer wohl getrunken und sprach: „Was tun ihr nun, mein lieben Kinder, seid ihr guter Ding?“ Die Magd sprach: „Ich weiß nit, wät den Teufel wir tun. Ich gang ein halb Stund, den Tanz zu besehen, und hieß unsern nüwen Knecht den Hopfen dieweil gar sieden, so hat er unsern Hund gar gesotten, jie mögen Ihr wohl sein Ruckgrat sehen.“ Ulenspiegel sagt: „Ja, Herr, Ihr haben mich das so geheißen, ist es doch ein große Plag, ich tun alles, was man mich heißet, noch kann ich nienen Dank verdienen. Es seind welche Bruwer es wellen, täten ihr Gesind halber das, das man sie heiß, sie ließen sich begnügen.“ Also nahm Ulenspiegel Urlob und schied darvon und verdient nirgen großen Dank.

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