Konsilium und ein Versammlung der Schneider beschrieb Ulenspiegel us in die windische Städt und in das Land zu Sachsen, als nämlich in dem Land zu Holstein, Pummeren, Stettin und Meckelburg, auch zu Lübeck, zu Hamburg, zu dem Sunde, zu Wismar, und ermahnt sie in dem Brief großen Gunst, und daß sie sollten zu ihm kummen, er wär in der Stadt zu Rostock, er wollt sie ein Kunst lehren, die sollt ihnen und ihren Kindern gut tun zu ewigen Zeiten, dieweil die Welt stünd. Die Schneider in den Städten und Flecken und uff den Dörferen schrieben einander zu, was ihr Meinung darzu wär. Sie schrieben alle, daß sie zu der Stadt wollten kummen uff ein Zeit, und waren alle da versammelt, und ein jeden verlangt nach dem andern, was das möcht sein, das Ulenspiegel sagen wollt oder für ein Kunst lehren, nachdem er sie so scharf verschrieben hätt. Und kamen zusammen uff ein Zeit zu Rostock, alle nach ihren Abscheiden, so daß sich viel Lüt verwunderten, was die Schneider da tun wollten. Als nun Ulenspiegel hort, daß ihm die Schneider gefolgt hätten, da ließ er sie wohl zusammenkummen, so lang daß sie alle beieinander waren. Da sprochen die Schneider Ulenspiegeln an, sie wären darkummen und ihm gefolgt nach seinem Schreiben, wie er darin beruhrt hätt, wie er sie wollt ein Kunst lehren, daß ihnen und ihren Kindern gut sollt tun, und bäten ihn, daß er sie wollt fürdern und die Kunst offenbaren und vermelden, sie wollten ihm ein Schenk tun. Ulenspiegel sprach: Ja, kummen all zusammen in ein Wiesen, daß euer jeder das von mir hören kann. Sie kamen all zusammen uff ein weiten Plan, und Ulenspiegel steige auf ein Haus und sahe da zu dem Fenster us und sprach: Ehrbäre Männer des Handwerks der Schneider, ihr sollen merken und verstahn: wann ihr haben ein Scher, Ellen und Faden und ein Fingerhut, darzu ein Nadel, so haben ihr Gezeugs gnug zu euerm Handwerk, das ist euch kein Kunst, zu uberkummen, sunder es schickt sich selber, sollten ihr euer Handwerk bruchen werden. Aber diese Kunst haben von mir, und gedenken mein darbei: wann ihr die Nadlen gefädmet haben, so vergessen das nicht, daß ihr an das ander End machen ein Knopf, oder ihr stechen manchen Stich umsunst, so hätte der Faden kein Ursach, daß er us der Nadel wüschet. Ein Schneider sah den andern an, und sprachen zueinander: Diese Kunst wissen wir all vor wohl, und alle die Sag, die er uns gesagt hat, und fragten ihn, ob er etwas mehr ze sagen hätt, dann der Fantasei wollten sie nit 10 oder 12 Meilen nachgezogen haben und zueinander Boten geschickt hon, diese Kunst hont die Schneider lang wohl gewißt, mehr dann vor tusend Jahren. Daruff antwortet ihnen Ulenspiegel und sprach: Was vor tusend Jahren geschehen ist, da wär niemans, der das indenk wär. Auch sagt er, wär es ihnen nit zu Willen und zu Dank, daß sie das dann nehmen für Unwillen und haben kein Dank darzu und daß männiglich wieder ging, da er harkummen wär. Da wurden die Schneider zornig uff ihn, die weit harkummen wären, und wären gern bei ihm gewest, aber sie kunnten nit zu ihm kummen. Also gingen die Schneider wieder voneinander, ein Teil waren zornig und fluchten und waren ganz unwillig, daß sie also den ferren Weg umsonst gangen hätten, und diejene, die mit Hus da wohnten, die lachten und spotteten der andern, daß sie wären selbs Schuld, warum sie den Landtoren und Narren hätten glaubt und gefolgt, dann sie lang wohl gewisset hätten, was Ulenspiegel für ein Vogel wär gewesen. Nächste (88.) Histori / Vorige (47.) Histori / Übersicht / Homepage Heiner FischleProtest ins Gästebuch eintragen |