Meine Erfahrung mit Squaredance seit 1970

Als 1966 die Volkshochschule Hannover alle kulturellen Aktivitäten abstieß und nur noch nützliche Kurse durchführte, mußte der Volkstanzkreis für Anfänger einen neuen Namen suchen. Wir konnten ein halbes Dutzend Singing Calls auswendig tanzen und nannten uns daher ganz stolz Square Dance Circle Hannover. Einige Zeit später erzählte uns jemand, daß es in den USA ein monatliches Magazin für Square Dance gebe, Sets In Order, welches man abonnieren könne. Das tat ich. Als dort ein Leserbrief von mir veröffentlicht wurde, erfuhr die EAASDC, daß in Hannover ein Square Dance Circle tanzte. Wir wurden zum RoundUp 1970 in Mörfelden eingeladen. Ich warnte, daß wir wohl nicht so richtig mittanzen könnten. Aber die Einladung wurde wiederholt. Da fuhren wir hin.

Damals kam jährlich eine Gruppe aus den USA, die während der Labor Day Woche durch Deutschland reiste, und die einen Spitzencaller mitbrachte, der das RoundUp bestritt. (Dies ist der Grund, weshalb das RoundUp auf das Wochenende vor dem ersten Montag im September festgelegt ist.) 1970 waren es Johnny LeClair und Dave Taylor. Sie machten eine tolle Stimmung, das merkten selbst wir, die von nix keine Ahnung hatten. Auf der Heimfahrt (Gruppenreise mit der Bahn) beschlossen wir, auch diese Tanzart zu lernen. Wir hatte einen deutschen Caller kennengelernt, Reinhard Kraft, der an einigen Wochenden nach Hannover kam und uns die nötigen Figuren beibrachte. Als ich 1971 wieder zum RoundUp fuhr und merkte, daß ich mithalten konnte, kam es mir so vor, als tanzte ich 10 Zentimeter über dem Boden.

Der Square Dance Circle Hannover (der sich bald in Cloverleaves SDC umbenannte) war theoretisch ein Trimester-Kurs des Freizeitheims Linden, und sollte alle Vierteljahre offen sein für neue Teilnehmer. Kam ein Neuer, so wurde ihm etwas erklärt, und er konnte einen Tip mittanzen. Danach tanzte der Club einen Tip. Dann wurde wieder dem Neuen etwas erklärt; und danach tanzte wieder der Club, usw.. Neue Interessenten kamen höchstens einmal wieder, dann blieben sie weg. Als 1974 ein neues Freizeitheim öffnete, bot ich dort Square Dance speziell für neue Teilnehmer an. Nach und nach tanzten wir das damalige Basic Program (heute MS 35, das Programm der Student Parties) und waren ganz glücklich damit. Darum gründeten wir 1976 einen Club und nannten uns die Happy Squares.

Beim Spring Jamboree 1978 fragten wir an, ob ein Club, der sich auf das Basic Program beschränkte, in die EAASDC aufgenommen werden könne. Satzungsmäßig stand dem nichts entgegen. Also wurden schleunigst die Bylaws dahingehend ergänzt, daß nur solche Clubs aufgenommen werden sollten, die mindestens das Mainstream Program tanzten. Robertīs Rules of Order erlauben solche spontanen Entscheidungen; nach deutschem Vereinsrecht hätte dies einen Punkt in der Einladung erfordert. Für uns war aber die Mitgliedschaft in der EAASDC mehr eine Frage der Ehre als des Nutzens. Also pfiffen wir den Milexta-Marsch und machten einfach weiter.

Damals wurden die Protokolle der Mitgliederversammlung nur beim nächsten Jamboree ausgelegt. Wer informiert sein wollte, mußte jedes Jamboree besuchen. Allerdings brachte seit 1975 Rolf Schuster die Chatterbox als zweisprachiges Square Dance Magazin heraus, und durch eine Vereinbarung mit der EAASDC hatten alle Clubs ein Abonnement. Aber 1980 wurde ein Leserbrief abgedruckt, durch den der Präsident sich beleidigt fühlte. Er verlangte, daß Leserbriefe nur nach vorheriger Genehmigung veröffentlicht werden sollten. Rolf Schuster erwiderte, das sei Zensur und in Deutschland verboten. Beide Seiten wurden dickköpfig, und schließlich kündigte die EAASDC die Vereinbarung mit der Chatterbox und brachte das Bulletin als eigene Publikation heraus. Anfangs war der Inhalt recht dünn: Ein Brief des Präsidenten, der Veranstaltungskalender, und die Mitgliederliste. Aber auch die Protokolle der Mitgliederversammlung wurden hier veröffentlicht.

Es war ein Jahrzehnt wichtiger Entscheidungen. Mehr und mehr amerikanische Clubs verloren den militärischen Status, weil die Zahl der deutschen Mitglieder überwog. Aber nur militär-amerikanische Clubs hatten volles Stimmrecht und durften den Präsidenten vorschlagen; "deutsche" Clubs hatten nur halbes Stimmrecht. Schließlich war die EAASDC genötigt, sich nach deutschem Vereinsrecht neu zu organisieren und allen Clubs gleiches Stimmrecht zu geben. Auch der Name wurde umgedeutet. War es bisher die Europäische Vereinigung Amerikanischer Clubs für Square Dance, so bedeutet er seither die Europäische Vereinigung der Clubs für Amerikanischen Square Dance.

1981 warf CALLERLAB das Basic Program mit dem Extended Basic Program in einen Topf und nannte diesen Eintopf Basic Program. Da unsere Satzung sagte "das Basic Programm, wie von Callerlab festgelegt", folgten die Happy Squares und stürzten sich in die Ocean Waves. Aber 1986 beschloß der Club, daß dieses Programm keinen Sinn mache und wir das volle Mainstream Program lernen wollten. So konnten die Happy Squares auch Mitglied der EAASDC werden. Dies war wichtig geworden, weil die EAASDC mit der GEMA eine Regelung für die Clubabende erzielt hatte, nach der wir so viel (oder so wenig) zu zahlen hatte wie ein bayrischer Fingerhakel-Klub. Wir hätten aber auch ohne dies beitreten können; denn beim Summer Jamboree 1986 stellte Peter Schensick den Antrag, auch Clogging Clubs in die EAASDC aufzunehmen. Das wurde mit großer Begeisterung angenommen. Dann stellte er den Antrag, auch Old Style Clubs aufzunehmen. Auch das ging durch. Dann stellte er den Antrag, auch Contra Dance Clubs aufzunehmen. Das gab einiges Stirnrunzeln, aber auch dieser Antrag wurde genehmigt. Dann stellte er den Antrag, auch Basic Clubs aufzunehmen. Das gab Proteste und eine erregte Debatte. Aber Peter Schensick wies darauf hin, daß alle Argumente, die gegen Basic Clubs vorgebracht wurden, auch gegen Round Dance, Clogging, Old Style und Contra sprächen. So ging dieser Antrag ebenfalls durch. Ich bewundere noch immer die kluge Taktik von Peter Schensick, erst mit den Cloggern ein Loch zu bohren, und dann die anderen Programme durchzuziehen.

Diese Diskussion wurde allerdings 10 Jahre später wiederholt, als beim Summer Jamboree 1996 die Frage gestellt wurde, ob Clubs für das Community Dance Progamm in die EAASDC aufgenommen werden könnten. Ich war damals auf der National SD Convention in den USA und kann darum nicht über die Debatte berichten. Aber der Antrag ging nur mit knapper Mehrheit bei vielen Enthaltungen durch.

Immerhin konnte ich dadurch Open Country Hannover als eigenständigen Club in die EAASDC einbringen, nachdem 1999 die Happy Squares mit meiner anfängerfreundlichen Art des Callens unzufrieden wurden.


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Veröffentlicht 2005-07-20   /   Heiner Fischle, Hannover